Wirksamkeit einer Kräutermischung als Ergänzungsfuttermittel bei Headshaking - Vorstudie
Wirksamkeit einer Kräutermischung als Ergänzungsfuttermittel bei Headshaking bei Pferden
Einleitung
Headshaking bei Pferden ist ein Symptomkomplex, der durch wiederholte vertikale oder horizontale Bewegungen des Kopfes, Reiben des Kopfes oder der Nase am Boden oder an den Vorderbeinen, übermäßiges Schnauben oder Niesen, Ausschlagen nach der Nase mit den Vorder- oder Hintergliedmaßen und Kräuseln der Oberlippe (Flehmen) charakterisiert wird. Zu den berichteten Ursachen gehören unter anderem Erkrankungen der Maul-, Zahn-, und Augenregion und der oberen Atemwege, Ohrläsionen, temporomandibuläre Gelenkserkrankungen, Allergien, Schädelfrakturen, Neoplasien, Verhaltensstörungen und Reaktionen auf die Ausrüstung (Trense, etc.) [1] [2] [3] [4] [5] [6]. Headshaking beeinflusst die Lebensqualität, beeinträchtigt die Leistung und ruft auch Sicherheitsprobleme hervor. Die Störung tritt hauptsächlich bei Wallachen der Rassen Vollblut und Quarter Horse auf, jedoch können auch andere Rassen betroffen sein. Die Diagnose beruht auf dem Vorhandensein klinischer Manifestationen [7] [8] [9]. Die Behandlung des Headshakings bei Pferden wird durch ein unvollständiges Verständnis der zugrunde liegenden Pathophysiologie und das Vorhandensein nur teilweise wirksamer Behandlungen kompliziert [8] [10] [11], obwohl der Symptomkomplex bereits seit über einhundert Jahren in der Literatur beschrieben wird [12].
Ergänzungsfuttermittel werden von Pferdehaltern häufig verwendet, um das Headshaking zu vermindern. Randomisierte, Placebo-kontrollierte, klinische Studien sind jedoch erforderlich, um ihre Wirksamkeit zu bewerten. Eine Verblindung ist zur Vermeidung des Placebo-by-Proxy-Effekts notwendig.
Ziel dieser Untersuchung war die Bestimmung der Wirksamkeit eines Ergänzungsfuttermittels (Kräuterauszug (Wasser, Rosenwurzel, Mariendistelfrucht, Taigawurzel, Macawurzel)) zur Linderung der Headshaking -Symptomatik anhand einer randomisierten, verblindeten, Placebo-kontrollierten Studie.
Material und Methode
In einem Crossover-Design bekamen 10 Pferde, bei denen eine Headshaking-Symptomatik vom Besitzer beschrieben oder von dem behandelnden Tierarzt diagnostiziert wurde, 30 Tage lang das Präparat bzw. ein entsprechendes Placebo per os mit einer Auswaschzeit von 14 Tagen (Phase 1 – Auswaschzeit – Phase 2). Die Probanden wurden randomisiert einer Gruppe (Phase 1 Placebo oder Präparat – Phase 2 gegengleich) zugeteilt und die Gabe erfolgte verblindet.
Fragebögen zur vorhandenen Symptomatik in Ruhe und bei Belastung wurden vor der Studie (3x), sowie am Ende beider Behandlungszeiten (3x 3. Woche und 3x 4. Woche) beantwortet. Dafür wurden die Pferde jeweils 12 Minuten beobachtet, davon 6 Minuten in Ruhe, sowie 6 Minuten in
Bewegung (Schritt 3 Minuten, Trab und Galopp 3 Minuten) ohne Ausrüstung. Dabei wurde folgendes Verhalten erfasst werden:
- Vertikales Headshaking + Horizontales Headshaking
- Flehmen
- Schnauben + Niesen
- Nase an Objekten, am Vorderbein oder Boden reiben
- Ungewöhnliches, schweres Atmen
- Nasenausfluss
- Tränende Augen
- Stolpern, Panik + Verweigern
- Generelle Schwere der Symptomatik
Die Anzahl der Symptome wurde im Fragebogen notiert, wobei die jeweiligen Symptome als geringgradig, mittelgradig oder hochgradig bewertet werden konnten.
Im Verlauf der Studie musste ein Pferd aufgrund einer oralen Infektion, die mit einem Antibiotikum behandelt wurde, ausgeschlossen werden. Ein weiterer Ausschluss entstand durch das unrichtige Ausfüllen der Fragebögen.
Die Fragebögen der 8 Probanden wurden mittels eines Bewertungsschemas ausgewertet, bei dem das Vorhandensein der obengenannten Symptome abhängig von Schwere und Anzahl in numerische Scores umgewandelt wurde. Die Baseline (Ausgangsscore) wurde als die Symptomatik vor Behandlung definiert. Die Scores der jeweiligen Phasen wurden anschließend statistisch ausgewertet. Zur Prüfung der Unterschiedshypothese (Ha) wurde der Zwei-Stichproben Kolmogorov-Smirnov-Test verwendet.
Ergebnisse
Vergleich der Scores von Präparat und Placebo in Ruhe
Variable |
Beobachtungen |
Minimum |
Maximum |
Mittelwert |
Standardabweichung |
Placebo |
8 |
-67,000 |
529,000 |
59,875 |
199,849 |
Präparat |
8 |
-100,000 |
100,000 |
-24,375 |
71,140 |
Zwei-Stichproben Kolmogorov-Smirnov-Test / Zweiseitiger Test: |
|
D |
0,250 |
p-Wert (Zweiseitig) |
0,964 |
alpha |
0,05 |
Es wurde eine Annäherung zur P-value-Berechnung benutzt. Testinterpretation: H0: Die Verteilung der beiden Stichproben ist gleich./Ha: Die Verteilungen der beiden Stichproben sind verschieden. Da der berechnete p-Wert größer als das Signifikanz-Niveau alpha=0,05 ist, kann die Null-Hypothese H0 bestätigt werden. |
Vergleich der Scores von Präparat und Placebo in Bewegung
Variable |
Beobachtungen |
Minimum |
Maximum |
Mittelwert |
Standardabweichung |
Placebo |
8 |
-82,000 |
21,000 |
-44,750 |
34,731 |
Präparat |
8 |
-93,000 |
19,000 |
-58,875 |
37,353 |
Zwei-Stichproben Kolmogorov-Smirnov-Test / Zweiseitiger Test: |
|
D |
0,375 |
p-Wert (Zweiseitig) |
0,627 |
alpha |
0,05 |
Es wurde eine Annäherung zur P-value-Berechnung benutzt. Testinterpretation: H0: Die Verteilung der beiden Stichproben ist gleich./Ha: Die Verteilungen der beiden Stichproben sind verschieden. Da der berechnete p-Wert größer als das Signifikanz- Niveau alpha=0,05 ist, kann die Null-Hypothese H0 bestätigt werden. |
Vergleich des Ausgangsscores mit Präparat- und Placebo-Score in Ruhe
Variable |
Beobachtungen |
Minimum |
Maximum |
Mittelwert |
Standardabweichung |
Vor Behandlung |
8 |
2,000 |
192,000 |
49,000 |
63,390 |
Präparat |
8 |
0,000 |
50,000 |
21,375 |
18,314 |
Zwei-Stichproben Kolmogorov-Smirnov-Test / Zweiseitiger Test: |
|||||
D |
|
|
|
0,250 |
|
p-Wert (Zweiseitig) |
|
|
|
0,964 |
|
alpha |
|
|
|
0,05 |
|
Es wurde eine Annäherung zur P-value-Berechnung benutzt. Testinterpretation: H0: Die Verteilung der beiden Stichproben ist gleich./Ha: Die Verteilungen der beiden Stichproben sind verschieden. Da der berechnete p-Wert größer als das Signifikanz-Niveau alpha=0,05 ist, kann die Null-Hypothese H0 bestätigt werden. |
|||||
Variable |
Beobachtungen |
Minimum |
Maximum |
Mittelwert |
Standardabweichung |
Vor Behandlung |
8 |
2,000 |
192,000 |
49,000 |
63,390 |
Placebo |
8 |
3,000 |
151,000 |
42,875 |
49,981 |
Zwei-Stichproben Kolmogorov-Smirnov-Test / Zweiseitiger Test: |
|
D |
0,250 |
p-Wert (Zweiseitig) |
0,964 |
alpha |
0,05 |
Es wurde eine Annäherung zur P-value-Berechnung benutzt. Testinterpretation: H0: Die Verteilung der beiden Stichproben ist gleich./Ha: Die Verteilungen der beiden Stichproben sind verschieden. Da der berechnete p-Wert größer als das Signifikanz-Niveau alpha=0,05 ist, kann die Null-Hypothese H0 bestätigt werden. |
Vergleich des Ausgangsscores mit Präparat- und Placebo-Score in Bewegung
Variable |
Beobachtungen |
Minimum |
Maximum |
Mittelwert |
Standardabweichung |
Vor Behandlung |
8 |
76,000 |
394,000 |
178,250 |
102,402 |
Präparat |
8 |
11,000 |
184,000 |
66,000 |
58,846 |
Zwei-Stichproben Kolmogorov-Smirnov-Test / Zweiseitiger Test:
D |
0,750 |
p-Wert (Zweiseitig) |
0,022 |
alpha |
0,05 |
Es wurde eine Annäherung zur P-value-Berechnung benutzt. Testinterpretation: H0: Die Verteilung der beiden Stichproben ist gleich./Ha: Die Verteilungen der beiden Stichproben sind verschieden. Da der berechnete p-Wert kleiner als das Signifikanz-Niveau alpha=0,05 ist, muss die Null-Hypothese H0 zurückgewiesen werden und die alternative Hypothese Ha akzeptiert werden.
Variable |
Beobachtungen |
Minimum |
Maximum |
Mittelwert |
Standardabweichung |
Vor Behandlung |
8 |
76,000 |
394,000 |
178,250 |
102,402 |
Placebo |
8 |
28,000 |
189,000 |
85,625 |
54,316 |
Zwei-Stichproben Kolmogorov-Smirnov-Test / Zweiseitiger Test: |
|
D |
0,625 |
p-Wert (Zweiseitig) |
0,088 |
alpha |
0,05 |
Es wurde eine Annäherung zur P-value-Berechnung benutzt. Testinterpretation: H0: Die Verteilung der beiden Stichproben ist gleich./Ha: Die Verteilungen der beiden Stichproben sind verschieden. Da der berechnete p-Wert größer als das Signifikanz-Niveau alpha=0,05 ist, kann die Null-Hypothese H0 bestätigt werden. |
Diskussion
Trotz der geringen Zahl an Probanden war eine statistisch signifikante Wirkung des Präparats bei Pferden in Bewegung im Vergleich mit der Symptomatik vor der Behandlung feststellbar. In Ruhe, sowie in der Placebo-Phase in Bewegung war das nicht der Fall.
Im Vergleich des Präparats mit dem Placebo anhand der Baseline vor Behandlung sind keine signifikanten Unterschiede feststellbar, wobei der Beobachtereffekt zu einem verstärkten Placebo- Effekt beiträgt und die offensichtliche Wirkung dadurch nicht statistisch bewiesen werden kann.
Weitere Untersuchungen mit einer größeren Anzahl an Probanden und unabhängige Beobachter sind nötig, um die Effekte des Präparats noch deutlicher zu dokumentieren. Aktuell wird in Zusammenarbeit mit Ewalia GmbH eine weitere Cross-over Studie mit 50 weiteren Probanden durchgeführt. In spannender Erwartung sehen wir weiteren Testergebnissen entgegen.
Literatur
1. Millls DS, Cook S, Taylor K, et al. Analysis of the variations in clinical signs shown by 254 cases of equine headshaking. Vet Rec 2002;150:236–240.
2. Blythe LL, Watrous BJ, Pearson EG. Otitis media/interna in the horse—A cause of head shaking and skull fractures. Am Assoc Equine Pract 1990;36:517–528.
3. Kold SE, Ostblom LC, Philipsen HP. Headshaking caused by a maxillary osteoma in a horse. Equine Vet J 1982;14:167–169.
4. McGorum BC, Dixon PM. Vasomotor rhinitis with headshaking in a pony. Equine Vet J 1990;22:220–222.
5. Moore LA, Johnson PJ, Messer NT, et al. Management of headshaking in three horses by treatment for protozoal myeloencephalitis. Vet Rec 1997;141:264–267.
6. Voigt A, Saulez MN, Donnellan CM. Nuchal crest avulsion fracture in 2 horses: A cause of headshaking. J S Afr Vet Assoc 2009;80:111–113.
7. Madigan JE, Bell SA. Owner survey of headshaking in horses. J Am Vet Med Assoc 2001;219:334–337.
8. Madigan JE, Bell SA. Characterisation of headshaking syndrome—31 cases. Equine Vet J Suppl 1998;27:28–29.
9. Roberts V. Idiopathic headshaking in horses: Understanding the pathophysiology. Vet Rec 2011;168:17–18.
10. Newton SA, Knottenbelt DC, Eldridge PR. Headshaking in horses: Possible aetiopathogenesis suggested by the results of diagnostic tests and several treatment regimes used in 20 cases. Equine Vet J. 2000;32:208–216.
11. Mills DS, Taylor K. Field study of the efficacy of three types of nose net for the treatment of headshaking in horses. Vet Rec. 2003;152:41–44.
12. Williams W. Involuntary twitching of the head relieved by trifacial neurectomy. J. Comp. Med. Vet. Arch. 1897;18:426–428.